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AutorenbildThomas Möllmann

Was ist Achtsamkeit?


Zen Meditation auf dem Vulkan
Meditation auf dem Vulkan

Achtsamkeit – das Modewort unserer Zeit, oder doch der Schlüssel zum Glück? Jon Kabat-Zinn sieht in der Achtsamkeit den Schlüssel zur Lebensqualität. Tauchen wir ein in die Welt, die uns verspricht, jeden Moment zu genießen, als wäre er der erste Bissen eines perfekten Stücks Schokoladenkuchens. Aber was genau bedeutet es? Die Wurzeln der Achtsamkeit (engl. Mindfulness) liegen tief in der buddhistischen Tradition und es handelt sich um eine moderne Adaption alter Weisheiten. Jon Kabat-Zinnhat diese Weisheiten zur Begründung seiner Definition von Achtsamkeit gemacht. Der Begriff Samma Sati, den wir aus dem Pali-Wort Sati kennen, bedeutet wörtlich Gedächtnis, Erinnerung oder Gewahrsein. Laut dem berühmten Zen-Meister Thich Nhat Hanh ist es die Übersetzung des Sanskrit-Wortes Smriti. Es geht um die allumfassende Wahrnehmung der Gegenwart. Im Buddhismus stellt Sati das siebte Glied des achtsamen Pfades dar und ist daher keine isolierte Praxis.


Der Unterschied zwischen Achtsamkeit und Aufmerksamkeit


Achtsamkeit ist nicht nur das Fokussieren auf die nächste To-Do-Liste. Es geht um mehr als nur das Fokussieren auf eine Aufgabe. Es ist viel mehr als das. Stell dir vor, du bist ein weiser alter Zen-Meister, der auf einem Berggipfel sitzt und den Wolken zuschaut. Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Augenblick bewusst und ohne Bewertung wahrzunehmen. Es ist ok, jetzt hier oben zu sitzen und das Hier und Jetzt vollkommen zu erleben. Bei der Achtsamkeit geht es um Klarheit und Bewusstheit, darum, vollständig lebendig zu sein und sich für die Intensität des Augenblicks zu öffnen. Das Ziel der Achtsamkeit ist es, die eigenen Gefühle besser wahrzunehmen und zu regulieren, um eine klare Sicht zu erlangen. Das Problem sind nicht die Gedanken selbst, sondern unsere Reaktion auf sie. Es ist wichtig, die Kontrolle über diese Reaktionen zu erlangen.


Achtsamkeit: Einfach, aber nicht leicht


Achtsamkeit ist wie der Versuch, eine Katze zu baden, theoretisch einfach, praktisch eher schwierig. Sie erfordert grundlegend nur einen aufmerksamen Beobachter, der sich auf den gegenwärtigen Moment konzentriert, ohne sich abzulenken. Das ist jedoch schwieriger, als es klingt, da unser Verstand dazu neigt, sich ständig zu beschäftigen und abzuschweifen. Achtsamkeit fördert die Gesundheit, sorgt für ein glücklicheres Leben, gibt dir Energie und die nötige Grundvoraussetzung, erfolgreich zu sein.


Achtsamkeit in der buddhistischen Tradition


In der buddhistischen Tradition hat Achtsamkeit den Ansatz, die Ursache des Leids zu erkennen und es an seiner Wurzel zu eliminieren. Achtsamkeit ist keine verkrampfte Selbstkontrolle oder ein kritisches Überwachen der Prozesse im Körper und Geist. Sie ist auch keine Meditation im herkömmlichen Sinne, die das Ziel hat, den Geist zu beruhigen. In der Achtsamkeitsschulung geht es um die vollständige Wahrnehmung des Moments mit all seinen Facetten. Es ist die Akzeptanz, alles willkommen zu heißen, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest. Die Praxis der Achtsamkeit ist ein Weg zu dieser Akzeptanz.


Die Rolle des neutralen Beobachters


In der Achtsamkeit geht es darum, zu erkennen, wenn man etwas bewertet. Achtsamkeit im Alltag schult uns darin, diese Bewertungen loszulassen. Sie ist eine Innenschau als neutraler Beobachter, bei der du nicht mehr dem ersten Impuls folgst oder Automatismen unterliegst. Eine Lehre des ZEN besagt: „Verlasse dich nicht auf Worte und Schrift und mache Erfahrungen außerhalb der Lehre.“ Es geht darum, im Hier und Jetzt zu sein und das Leben unmittelbar zu erfahren.


Die Freude im gegenwärtigen Augenblick


Wenn deine Gedanken sich im Hier und Jetzt befinden, erhältst du unerschöpfliche Energie. Jon Kabat-Zinn betont die Bedeutung der Achtsamkeit in diesem Kontext. Dein Geist ist in der Gegenwart, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Die Achtsamkeit im Alltag stärkt dieses bewusste Leben im Hier und Jetzt. Du spürst die Lebendigkeit des Augenblicks. Achtsamkeit hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun – sowohl dir selbst gegenüber als auch deiner Umwelt. Alles ist endlich, aber der Augenblick währt ewig, nur verpassen wir ihn zu häufig.


Geschichten der Achtsamkeit


Eine schöne Geschichte aus dem Buch von Jörg Löhr zeigt die Weisheit der Achtsamkeit:


Till Eulenspiegel war unterwegs in eine große Stadt, als eine Kutsche vorbeikam. Der Kutscher fragte, wie weit es noch zur Stadt sei. Till antwortete: „Wenn du langsam fährst, brauchst du eine halbe Stunde. Fährst du schneller, brauchst du mehr als einen halben Tag.“ Der Kutscher fuhr schnell weiter, nur um wenig später mit einem gebrochenen Rad im Straßengraben zu landen. Till ging an der Kutsche vorbei und sagte: „Ich sagte ja, wenn du langsam fährst, eine halbe Stunde.“


Diese Geschichte verdeutlicht die Essenz der Achtsamkeit: Langsamkeit und Bewusstheit führen oft schneller zum Ziel als Hast und Eile.


Freude an der Achtsamkeit


Die Praxis der Achtsamkeit bringt nicht nur Ruhe, sondern auch eine tiefe Freude mit sich. Es ist die Freude, wirklich zu leben, den Duft einer Blume zu riechen, das Lachen eines Kindes zu hören oder den Geschmack eines guten Essens zu genießen. Wenn wir achtsam sind, öffnen wir unsere Sinne für die kleinen Freuden des Lebens, die wir oft übersehen. Jede Mahlzeit wird zu einem Fest, jeder Spaziergang zu einem Abenteuer, jeder Moment zu einer Gelegenheit, das Leben in seiner Fülle zu erleben.


Fazit


Achtsamkeit ist eine tiefe, ganzheitliche Praxis, die weit über bloße Aufmerksamkeit hinausgeht. Sie ist eine Lebensweise, die uns lehrt, jeden Moment bewusst zu erleben, ohne zu urteilen. Die Definition von Achtsamkeit umfasst genau diese Nicht-Bewertung. Durch Achtsamkeit können wir die wahre Schönheit des Lebens erkennen und in einem Zustand der Klarheit und Gelassenheit leben. In unserer hektischen Welt ist Achtsamkeit der Schlüssel zu einem glücklicheren, gesünderen und erfüllteren Leben. Indem wir jeden Moment mit vollem Bewusstsein erleben, öffnen wir die Tür zu unendlicher Energie und tiefem inneren Frieden.

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